GETEILTE STADT
HDV 11 Min

Linz 1945 – 55

8. Mai 1945: der Krieg endet, die Zeit der Besatzungsmächte beginnt. Die Donau wird zur Demarkationslinie, die das Mühlviertel vom restlichen Land trennt und somit auch Linz in zwei Zonen teilt – in einen russischen Norden und einen amerikanischen Süden.

Woran erinnern sich jene, die damals in Linz gelebt haben? Fast jede/r ZeitzeugIn weiß von den alliierten Wachposten an der Brücke zu berichten. Von langwierigen Kontrollen der Russen und der Furcht der Amerikaner vor Ungeziefer, der sie mit DDT begegneten. Der legendäre Satz von Landeshauptmann Heinrich Gleißner: „Wir haben die längste Brücke der Welt. Sie beginnt in Washington und endet in Sibirien“, hat sich gleichfalls tief ins kollektive Gedächtnis gegraben.

Die Erzählungen über die ersten Besatzungsjahre drehen sich oft um die Versorgungslage. Unzureichende Lebensmittelkarten, kaum genießbare Schulausspeisungen und Transporte unterernährter Kinder in die Schweiz werden erwähnt, ebenso die aus verwurmten Erbsen bestehenden Lebensmittelspenden der Sowjets und die in einem scharfen Kontrast dazu stehenden üppig gefüllten CARE-Pakete aus Amerika. Den täglichen Kampf ums Überleben führen nicht nur UrfahranerInnen und LinzerInnen, sondern auch tausende HeimkehrerInnen, Displaced Persons und Flüchtlinge, die die Kapazität der ohnehin schon überfüllten Stadt zu sprengen drohen.

Als 1953 die Brückenkontrollen aufgehoben werden, feiert die ganze Stadt. Und als Bürgermeistersgattin Elmira Koref zu diesem Anlass mit Landeshauptmann Gleißner auf der Nibelungenbrücke Walzer tanzt, tanzt Linz gleichzeitig in das Konsumzeitalter hinein.

 

Produktion: 
Aranka Jell
Alex Moritz
Georg Ritter
© 2015 dorf tv.

Kooperation NORDICO Stadtmuseum Linz und dorf tv.